Vorgeschichte

Nach einem Jahr Schuften in der Chemiefabrik Buna studierte ich an der Uni Halle von 1962 bis 1967 Physik, mit dem Ziel „Diplomphysiker“ zu werden. Man konnte sich beim Studium spezialisieren, durch spezielle Vorlesungen in der Physik und in der Diplomarbeit. Ich habe mich für die Medizintechnik entschieden. Medizinische Ausbildung holte ich mir additiv außerhalb der Physik, u.a. Präp-Kurse mit Leichen aus dem III. Reich.

Meine Diplomarbeit war vergeben vom Leiter des Instituts für Biomedizische Technik Rudi Millner und dem Mediziner Richwien „Entwicklung eines minimalistischen Herzschrittmachers“ für bradicarde Entgleisungen (Adam-Stokes-Anfälle). Es gab noch keine Schrittmacher in der DDR. Das Implantat groß wie ein Daumenglied. Die nötigen Transistoren gab es nicht in der DDR, sie wurden durch „Reisekader“ in der Hosentasche importiert. Die Erprobung erfolgte an Hunden, industrielle Umsetzung nicht. Das war meine erste Innovation.

Nach den Diplom-Prüfungen, die ich in der Regelstudienzeit erledigte, vermittelte mich Millner an die Humboldt-Universität, Augenklinik, Berlin. Sollte in einer Dissertation die Krebs-Mehrschritt- Therapie von Manfred von Ardenne technisch für den Augenkrebs erforschen, einschließlich von Tierversuchen und menschlichen Augen frisch Verstorbener. Alles geschah in enger Kopplung mit Ardenne in Dresden, mein Arbeitsplatz war die Akademie der Wissenschaften Berlin. Ich kam gut voran. Allerdings war ich und eine (Widerstands-)Gruppe im Sinne des Prager Frühlings aktiv, wir wollten den DDR-Sozialismus demokratisieren. Wir gerieten mehr und mehr unter Druck, man findet mehr in meinen Aufzeichnungen dazu in A: http://sites.google.com/site/aufarbeitungost/.

Schließlich gab es nur noch die Alternative: Knast oder Versuch abzuhauen. Meine Flucht in den Westen gelang im September 1969, mehr dazu in A. Mein Projekt hat meines Wissens dort niemand weitergeführt. Bei meiner nachfolgenden Jobsuche hätte man es gern in einem Institut in Duisburg beendet. Hatte aber keine Lust mehr auf das Thema, musste mich ja auch bemühen, möglichst bald genügend Geld zusammen (15.000 DM) zu bekommen, um meine Fluchtschulden zu begleichen: siehe A

Bei der Jobsuche unterstützte mich ein Professor in West-Berlin, den ich von einem Kongress in der DDR kannte, der mir auch den Kontakt zu Konrad Lorenz an dessen Institut in Seewiesen vermittelte. Dort arbeitete ich 3 Wochen an der Verhaltensforschung von Bienen, aber blieb dort nicht, aus finanziellen Gründen.

Die Ethologie interessiert mich seitdem, auch das Engagement von Lorenz, den ich ja dort erlebte, und beeinflusst mein Denken. Nun ja, schließlich heuerte ich beim UBMed bei SIEMENS in Erlangen an, in der Elektromedizin Grundlagenentwicklung. Dort liefen oder begann ich vielerlei Projekte. Um nur ein paar zu nennen: Lungenfunktionsdiagnostik, Entwicklung eines Atemstromrezeptors, der die Funktion von zusammen drei für mehrere Tausend DM gekauften übernahm und nur ein paar DM Fertigungskosten verursachte,. Das Thema wurde an der Hochschule Karlsruhe zu meiner Dissertation akademisiert, zum Dr Ing. Es war ein Strömungsmessprinzip, was auch außerhalb der Lungenfunktion neue Möglichkeiten erschloss.

Ein weiteres Projekt war ein Tischgerät, was den Bodyplethysmografen wesentlich billiger ersetzte. Siemens verkaufte das Gebiet der Lungenfunktionsdiagnostik später. Mein Ziel waren (auch generell später)  Konzepte mit größeren Leistungen als die vorhandene Technik aber deutlich niedrigeren Kosten (revolutionäre, manche sagen geniale Ideen), Künstliche Organe, besonders das Herz, Bohren von Knochen und Zähnen mit Lasern und Ultraschall, Ultraschall-Bildgebung (das Vidoson, erstes Bildgebendes US-Gerät, war durch meinen  Chef Heinz Kresse dort entwickelt worden), Todeszeitpunktbestimmung durch Messung der pulsierenden Schädelgröße und schließlich die Entwicklung des „Künstlichen Pankreas“, einer von außen gesteuerten implantierbaren, nachfüllbaren  Insulin-Pumpe.

Dazu baute ich einen Geschäftszweig auf mit F&E, Fertigung, Qualitätssicherung und weltweitem Vertrieb. Externe Geräte wurden verkauft, Implantate in Menschen eingepflanzt. Wir, SIEMENS, waren weltweit die ersten. Ich hatte 2 Kinder, baute uns ein Haus bei Erlangen. Noch in der Bauphase beschloss das Management, das Gebiet nach Schweden zur ELEMA in die Nähe der Herzschrittmacher zu verlagern. Ich mochte nicht mehr, delegierte Ex-Kollegen zur ELEMA , und prüfte die 3 gebotenen Alternativen: Mich dem Entwicklungsleiter Hörgeräte vor die Nase zu setzen, Ultraschallentwicklung in Californien, Entwicklungsleiter Dental in Bensheim. Wählte das letzte, verkaufte das Haus. Die Oberen Manager in Erlangen hatten wohl im Hinterkopfe, mich in die Leitung des Dentalbereiches hineinwachsen zu lassen. Dessen Leiter hatte gerade den Posten neu angetreten und man traute den Job ihm nicht zu (berechtigt). Ich konnte bis zum Ende mit ihm keinerlei Fachgespräche führen. Man hatte über meinen Job mit 6 Kollegen dort geredet. Alles egal wie mein früherer Chef sagte: Die Brust frei und ran an den Feind. Dies ganz allein, ich hatte keine Getreuen aus Erlangen mitgebracht. Bekam auch bald mit, dass das Management und fast die gesamte Mannschaft etwas tatsächlich Neues schwer akzeptieren würden. Versuchte in der Einarbeitungszeit die tatsächlichen Probleme der Dentaltechnik zu verstehen. Ich war aus Erlangen auf Innovation programmiert, hatte schon dort viele Patente angemeldet, wollte (und sollte wohl auch) dem Dentalbereich einen Schub verpassen.

Ingenieurbüro Franetzki